“Meine Bäume“
Mit Zuckerwasser und Papier klebe ich eine haut dünne Kruste auf die Rinde von genau fünf ausgewählten Bäumen im Stadtwald Luzern. Sie stellen Eckpunkte einer imaginären Architekturkonstellation dar. Können die Bäume unter der Membran atmen? Es entsteht eine zweite Haut. Eine Schutzschicht, ein Kleid, kein Schaden. Ein Reh beobachtet mich dabei aus der Ferne, langsam trocknet die Kruste aus. Es ist noch Frühling und ab und zu schneit es, sodass die Kruste wieder weich wird, abfällt und ich von vorne beginnen muss. Manchmal knabbern auch die Ameisen daran, um sich Wege durch die verklebten Stellen freizufressen. Einen Monat lang produziere ich jeden Tag weitere Schichten. Momente des Aushalten und meditativer Wiederholung. Papierfetzen zupfen, in Zuckerwasser tränken und auf der Rinde platzieren. Die Abstände und Anordnung der Bäume orientierten sich an dem architektonischen Grundrissplan eines Seitenschiffes der Franziskanerkirche in Luzern, einer vergessenen und über perfektionierten Ecke der Altstadt.
Durch die Übertragung der Kirchenarchitektur in meine Waldintervention habe ich einen persönlichen, sakralen Ort geschaffen. Diesen habe ich durch die Abnahme der Krusten und ihre Anordnung in einer kleinen Besenkammer der HSLU Kunst & Design zurück in eine profane Umgebung übersetzt.
With sugar water and paper, I apply a skin-thin crust to the bark of exactly five selected trees in Lucerne's city forest. They represent cornerstones of an imaginary architectural constellation. But can the trees breathe under the membrane? A second skin is created. A protective layer, a dress, no damage. A deer watches me from a distance, slowly the crust dries out. It's still spring and now and then it snows, so the crust softens again, falls off, and I have to start all over again. Sometimes the ants nibble at it too, to eat their way through the glued areas. For one month I produce more layers every day. Moments of endurance and meditative repetition emerge. Pluck scraps of paper, soak them in sugar water and place them on the bark. The spacing and arrangement of the trees was based on the architectural floor plan of a side aisle of the Franciscan Church in Lucerne, a forgotten and over-perfected corner of the old town.
By transferring the church architecture into my forest intervention, I created a personal, sacred place. I translated this place back into a profane environment by removing the crusts and arranging them in a small broom closet at HSLU Art & Design.